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Literatur, zumal die allerbeste, liebt die Gesetzesübertretung. Besonders ums siebte Gebot – «du sollst nicht stehlen» – haben sich Künstler*innen, zumal die innovativsten, in den letzten 4800 Jahren wenig bis gar nicht geschert. Der Weg zur Unsterblichkeit ist gepflastert mit Maskerade, Adaption und Imitat. Pastiche, Parodie, Persiflage bis hin zu den unverfrorensten Plagiaten – die Liste der literarischen Handlungen aus zweiter Hand ist lang. So lang, dass der wohl einflussreichste Literaturwissenschaftler der Nachkriegszeit, Gérard Genette, eine ganze Literaturtheorie aus ihr zusammenklauben konnte: die Theorie des Textes als Palimpsest, als Produkt ständiger Überschreibungen. In drei viel beachteten Romanen von Hernan Diaz, Benjamín Labatuat und Catherine Lacey hat unsere Autorin Claudia Durastanti eine besonders zeitgemäße Variante dieses zeitlos innerliterarischen Entwendungsgeschehens aufgespürt. Es vollzieht sich, so Claudias These, im umkämpften Gebiet zwischen Autofiktion und Roman. Hat die Autofiktion jahrelang den Roman für ihre egozentrisch-exhibitionistischen Zwecke ausgeweidet, schlägt heute die rächende Stunde des Romans, der sich von ihr zurückholt, was er nicht von sich lassen kann.  Warum Stehlen nicht automatisch gewaltsam, Ausborgen nicht immer gutmütig und bedingungsloses Schenken kein Verlustgeschäft sein muss, lest ihr in Claudia Durastantis hinreißendem Rezensionsessay. Jetzt auf blnreview.de, ganz ohne Paywall. Um aber unseren gesamten Content, bald auch in Print, zu genießen, schaut euch auf unserer Abo-Seite um, gebt euch einen Ruck und schließt eines ab. Mehr dazu auf blnreview.de/abo. @claudia.durastanti @catherinelacey_ @riverheadbooks @fsgbooks @picadorbooks @lanavediteseo @suhrkampverlag @aufbau_verlage @pushkin_press @anagramaeditor