⚔⚔ Gladiatoren ⚔⚔ sind wieder in aller Munde - im Juli startet Roland Emmerichs und Marco Kreuzpaintners Sandalen-Serie "Those About to Die" auf Amazon Prime und ich bin natürlich gespannt wie ein Flitzebogen, wie dieser antike Sport dargestellt wird - werde mir dann auch hier Kommentare nicht verkneifen. 😉
2023 hatte ich bei den Römertagen in der Saalburg im Taunus auf den "Internationalen Gladiatorentagen" die Gelegenheit, dank der netten Reenactors selbst ein paar Waffen auszuprobieren. War ein spannendes Gefühl, mal die "Sica" und den quadratischen Schild des Thrakers und den Dreizack und das Netz (ich wurde sehr freundlich in Falt- und Wurfweise eingewiesen) des Retiariers zu halten.
All das war Recherche, die ich mit @julianikaneviandt für unseren historischen Roman "Schatten über Colonia" durchgeführt habe, der bei @sfischerverlage erschienen ist.
(Nur weil die Frage öfter kommt: Ja, Band 2 ist in Arbeit und Ihr werdet Quintus und Lucretia wiedertreffen. 😊)
Cicero sagte, er lebe „in tam maledica civitate“, einer Zeit voller Beleidigungen und übler Nachreden. Klingt vertraut. Aber was war bei den alten Römern sagbar oder nicht, wie stand es um die Meinungsfreiheit? Und wie verschaffte sich der kleine Mann Gehör?
Beleidigungen waren fester Bestandteil des öffentlichen Lebens. Sie durchzogen den Alltag und waren in politischen Reden so präsent wie in Gerichtsverhandlungen, wo der Anwalt die Gegenseite gern aufs Gröbste beschimpfte (was heute wohl Ermahnungen bis Bußgelder nach sich zöge). Teil der rhetorischen Ausbildung war die Beherrschung von Schmähreden, was zu hoher Kompetenz in Beleidigungstechniken führte.
Das Social Medium der Zeit waren aber Graffiti. Die Hauswände römischer Städte waren mit Texten bekritzelt. Oft Beleidigungen, unter die dann auch eine Antwort geschrieben wurde. Eine bekannte Inschrift an der Arena von Pompeii lautet: ADMIROR TE PARIES NON C(E)CIDISSE QUI TOT SCRIPTORUM TAEDIA SUSTINEAS – „Ich wundere mich, Wand, dass du noch nicht eingestürzt bist, die du den widerlichen Kram so vieler Schreiber trägst.“
Viele Schmähungen bezogen sich auf sexuelle Praktiken. Dabei ging es weniger um die Orientierung, sondern die Rollenverteilung zwischen aktiver und passiver Sexualität. Passivität wurde als Schwäche betrachtet und war Gegenstand von Beleidigungen. Verspottet wurden gern die soziale Herkunft und der berufliche Hintergrund von Personen. Ethnische Unterschiede spielten aber so gut wie keine Rolle.
Mit dem Übergang von Republik zu Kaiserzeit veränderte sich die Lage. Sie betonte Sicherheit und Stabilität, was zu einer Einschränkung der Meinungsfreiheit führte. Dabei kam es auch auf den jeweiligen Regenten an: Augustus ließ zahlreiche Kritiker ermorden (Tacitus beklagte in seinen Annalen die Einschränkung der Redefreiheit), sein Nachfolger Tiberius nahm Kritik weitgehend gelassen hin. Nero ließ den Philosophen Paetus aufgrund einer Schmähschrift beseitigen, schuf aber kein allgemeines Klima der Angst wie später z.B. Valens.
Mehr über die wunderbare Welt der Antike im Roman "Schatten über Colonia" von @julianikaneviandt und mir, erschienen bei @sfischerverlage
Eine der besten deutschen Schauspielerinnen über ein gravierendes Problem. Danke fürs Ansprechen, Vicky Krieps! Link zum gesamten Interview in den Kommentaren.
🌞💃 Woher kommt der "Tanz in den Mai"? 🌞💃
Ihr ahnt es schon: Von den alten Römern! Na, fast. Die waren nicht die Einzigen, die Frühlingsfeste gefeiert haben - die gab und gibt es in allen Kulturen - aber sie haben es mal wieder größer, länger, härter gemacht.
Vom 28. Mai an fanden im Imperium Romanum 6 Tage lang die Floralien statt - Festlichkeiten zu Ehren der aus der sabinischen Kultur "adoptierten" Flora, Göttin der Fruchtbarkeit und des Blühens. Gefeiert wurde mit exzessivem Weinkonsum und allerlei schamlosen Zärtlichkeiten vor den Augen der Öffentlichkeit (höflich formuliert 😇). War heilig, war also okay. Reue und Beichte, wie im späteren Christentum, unnötig! 😘 Passend dazu schenkte man sich erotische Talismane. 🍆 Es gab auch Theateraufführungen und Zirkusspiele (ludi). 🏃♂️🏃♂️🏃♂️🦁
Diese besondere Woche bildet auch den Hintergrund des im antiken Köln spielenden historischen Kriminalromans "Schatten über Colonia", erschienen bei @sfischerverlage , den ich mit @julianikaneviandt geschrieben habe.
Bild aus Stabia nahe Pompeii, römisches Wandgemälde aus dem 1. Jhd.
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Lesungen sind immer eine besondere Freude. Vor allem, wenn sie in so passendem Umfeld stattfinden. Vor Originalrelikten aus dem 3. Jhd. durften @julianikaneviandt und ich im schönen fränkischen Weißenburg aus "Schatten über Colonia" vortragen.
Der Ort mit dem ehemaligen Reiterkastell Biriciana ist vor allem für einen sensationellen Schatzfund mit perfekt erhaltenen Reitermasken und Götterstatuen bekannt, die auch im Museum ausgestellt sind. Wenn Ihr mal in der Ecke seid, fahrt hin, es lohnt sich! Danke an alle, die da waren und Dr. Bloiers tolles Museumsteam. ❤️
(Fun fact als Nachtrag: Das Kinderbuch "Feuer am Limes" von Josef Carl Grund, 1983 erschienen, hat meine Römer-Liebe mitbegründet. Darin geht es zufällig genau um diesen Schatz. 40 Jahre später sitze ich genau vor ihm und lese aus einem eigenen Buch! Merkwürdig, wie sich manchmal Kreise schließen. 😊)
!LESUNG! HEUTE! DO. 18.4.
So sieht ein "Lesungsexemplar" von Schatten über Colonia aus - mit vielen bunten Post-Its und Notizen. Heute Abend ist es wieder soweit, @julianikaneviandt und ich entführen Euch in die ebenso düsteren wie glorreichen Zeiten des römischen Reiches. Wir lesen aus unserer Detektivgeschichte in der Antike und reden über die Parallelen der damaligen Gesellschaft zur heutigen.
Statt findet das ganze in Biriciana. Pardon: nun das schöne Weißenburg in Franken!
Um 18 Uhr geht es im dortigen Römermuseum los. Der Eintritt ist frei!
Wir freuen uns auf zahlreiches Erscheinen. Toga keine Pflicht. 😉
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😮👻 Bereit zum Geisterfest? 😮👻
Nein, es ist nicht schon wieder Halloween! Zumindest nicht nach unserer heutigen Zeitrechnung. Wohl aber wäre das jetzt bei den alten Römern der Fall gewesen. Die begingen nämlich am 9., 11. und 13. Mai die "Lemuria", Feiertage die speziell die Geister im Auge hatten.
Der Ahnenkult spielte bei den Römern eine große Rolle - und sie waren sehr abergläubisch. An Lemuria ging der Dominus (etwa wie ich im Foto - damit Ihr mich mal wieder in Toga seht) nachts durchs Haus, und dann wurden die Geister (lemures) mit magischen Ritualen besänftigt, damit sie sich nicht an den Lebenden vergriffen.
Mehr über das Leben der alten Römer im besetzten Germanien gibt's im Roman "Schatten über Colonia" von @julianikaneviandt und mir, der bei @sfischerverlage erschienen ist.
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🤨🦴 Hatten die Römer eigentlich ein Müllproblem? 🏺😝
Die antike römische Kultur zeichnete sich durch extreme Produktivität aus. Enorme Bautätigkeit, Landwirtschaft in quasi-industriellem Ausmaß und eine Bevölkerung, von der mindestens 30% Handwerker gewesen sein dürften, die täglich neue Dinge herstellten. Bloß: Was machten die mit den Überresten? Gab es so etwas wie ein Umweltbewusstsein?
Rom hatte im 1. Jhd. eine Million Einwohner, gigantisch für die damalige Zeit. Die Menge an Müll, die dort angefallen sein muss, wird im Gegensatz zu einer Provinzstadt wie dem damaligen Köln (~30,000 Einwohner) kaum zu bewältigen gewesen sein.
Zeugnis der römischen "Müllkultur" legt der im Bild zu sehende Monte Testaccio zwischen Aventin und Tiber ab. Die beachtlichen 40 Meter bestehen komplett aus den Scherben antiker Tongefäße, vor allem Amphoren. Denn die waren Einwegware und konnten mangels moderner Reinigungsmittel nicht mehrfach verwendet werden. Einmal gebrannter Ton lässt sich leider nicht wieder einschmelzen und fürs Untermischen in den legendären römischen Beton war er zu brüchig. Also nix recycling. Tja...
Heute eine Touristenattraktion, dürfte der Berg vor 2.000 Jahren aufgrund der enthaltenen Essensreste nicht nur mörderisch gestunken, sondern auch Unmengen Krabbeltiere angezogen haben. Und alles was nicht dort landete, wurde halt einfach - richtig geraten! - in den Fluss geworfen. Kein Wunder, dass die meisten reichen Römer sich lieber in kleinen, sauberen und luftigen Städtchen wie Herculaneum und Baiae aufhielten, als in der Hauptstadt. So clever die Römer waren: Für diese Herausforderungen hatten sie noch keine Lösungen.
Mehr über die wundersame Welt der Antike im historischen Krimi "Schatten über Colonia" von @julianikaneviandt und mir, erschienenen bei @sfischerverlage !
Foto: MairDumont Bildarchiv
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😮🏺 Die alten Römer hatten einen ziemlichen Verschleiß an Herrschern 😢🔪
Die Statue auf dem Foto ist von Kaiser Trajan und steht auf dem Areal des römischen Xanten, das nach ihm benannt war (Colonia Ulpia Traiana). Irgendwie sitzt der Kopf ein bisschen schief und ist zu klein, findet Ihr nicht auch? Er passt nicht so ganz zum Körper...
Wenig erstaunlich, denn die Römer waren Praktiker: Die Köpfe bei den meisten Kaiserstatuen waren abnehmbar. 😂 Wenn ein neuer Kaiser an die Macht kam, wurde oft einfach nur der Kopf ausgetauscht. Das typische Outfit, eben meist eine Rüstung, trugen ja als der oberste Befehlshaber sowieso alle. Eine komplett neue Statue anfertigen zu lassen war teuer. Und man wusste nie, wie lange sich der Herrscher auf dem Thron halten würde...
Der historische Krimi "Schatten über Colonia" von @julianikaneviandt und mir, erschienen bei @sfischerverlage , spielt 87 n. Chr. zur Zeit Domitians. Er war bereits der elfte römische Kaiser in einer Epoche, die bis dato nur 114 Jahre gedauert hatte. Man konnte sich also im Schnitt 10 Jahre an der Macht halten, wobei die Schwankungen enorm sind (die No. 1, Augustus: 41 Jahre - im Jahr 69 gab es hingegen vier Kaiser in einem einzigen).
Und das war noch recht lang. Mit dem Fortschreiten des Prinzipats und seinem langsamen Niedergang wechselte auch die Kaiserwürde immer schneller den Besitzer - am Ende etwa alle zwei Jahre. 62% aller weströmischen Kaiser starben eines gewaltsamen Todes - häufig wurden sie von der eigenen Leibwache, den Prätorianern, gemeuchelt. Rückblickend war die Ernennung zum Caesar also fast eine Art Todesurteil. Warum wollte überhaupt noch jemand diesen Job? 😮
Domitian hat in unserer Story-Welt noch 9 Jahre zu leben. Dann wird es auch ihn gewaltsam aus dem Leben reißen - in dem Fall durch das Palastpersonal, das er äußerst schlecht behandelt haben soll. Damals wurden bessere Arbeitsbedigungen eben gerne noch mit dem Dolch erkämpft.
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📜🏰 Was hat diese Rüstung mit Staatsbürgerschaft zu tun? 🤨📜
Mehr als man denkt. Denn römischer Legionär - mit so einer schicken Lorica Segmentata - wurde man nur, wenn man bereits römischer Staatsbürger war. Wer ein solches Outfit hatte, war privilegiert.
Wer noch Peregrinus (Ausländer) war, wie der männliche Protagonist Quintus in unserem Buch, hatte mehrere Möglichkeiten, Römer zu werden: Natürlich qua Geburt, oder durch Adoption durch einen Vollbürger (wie bei Quintus der Fall), durch Sesshaftwerdung in einer römischen Stadt - allerdings nur wenn sie den recht seltenen Status einer Colonia hatte - oder durch 25-jährigen Militärdienst in den Hilfstruppen.
Keine Ausnahmen: Selbst jemand wie der legendäre Arminius, der als Geisel in Rom in höchsten Kreisen aufgewachsen war und dessen Bildung und Reichtum den der meisten Bürger bei weitem übertroffen haben dürfte, musste in die Auxiliartruppen, um sich das Bürgerrecht erst zu verdienen.
Warum war es so begehrt? Es ermöglichte demokratische Teilhabe (Volks- bzw. Stadtversammlung), die Eheschließung mit anderen Staatsbürger*innen und vor allem die Inanspruchnahme des ausgefeilten Rechtssystems. All das versprach enorme soziale und wirtschaftliche Vorteile gegenüber Nichtbürgern.
Diese Regeln funktionierten jahrhundertelang gut - bis 212, als Kaiser Caracalla ein Edikt erließ, dass alle freien Menschen innerhalb des Reiches automatisch römische Bürger wurden. Ein nettes, aber nicht ganz durchdachtes Geschenk: Eintritte in die Armee gingen drastisch zurück, was das Militär - das Fundament der römischen Macht - bedeutend schwächte und die Verteidigung des Imperiums auf Dauer unmöglich machte. Der Rest ist Geschichte...
Dieses Exponat haben @julianikaneviandt und ich auf unserer Rechechetour für den historischen Roman "Schatten über Colonia" im archäologischen Park Xanten für unseren Fundus fotografiert.
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